2.7.2020, 14 Uhr
60 Jahre Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste
Seit 1960 vergibt die Akademie der Künste alljährlich den Käthe-Kollwitz-Preis. Gemeinsam mit dem 1950 gestifteten Heinrich-Mann-Preis ist dieser eine der ältesten Auszeichnungen der Akademie. Zur Feier des 60. Jubiläums seiner Vergabe steht ab sofort eine umfangreiche Sammlung an Archivmaterial mit bisher unveröffentlichten Texten und Bildern sowie einer kleinen Auswahl von Tonaufnahmen zu allen Preisträgerinnen und Preisträgern von 1960 bis 2020 online zur Verfügung.
Käthe Kollwitz steht für eine Künstlerinnenpersönlichkeit, die gesellschaftliche Defizite und insbesondere die Situation der Arbeiterschaft, Frauen und Familien ungeschönt aufzeigte. Dass Käthe Kollwitz am 24. Januar 1919 zum ordentlichen Mitglied in die Preußische Akademie der Künste gewählt wurde, und zwar als erste Frau seit 1833, läutete eine neue Phase in der Geschichte der damals 200 Jahre alten Institution ein. Bis heute ist das Werk von Käthe Kollwitz Impulsgeber für viele nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler. Am 22. April 2020 jährte sich ihr Todestag zum 75. Mal.
Die Bedeutung und Wirkung des Käthe-Kollwitz-Preises für bildende Künstler und Künstlerinnen war mit dem Selbstverständnis verknüpft, auf das sich die Akademie (Ost) bei ihrer Neugründung 1950 berief: die demokratische Tradition, die Werte und Ziele der Preußischen Akademie zwischen 1919 und 1933. Von der Idee, einen Akademie-Preis für bildende Künstlerinnen und Künstler zu vergeben, ist erstmals in den Sitzungsprotokollen der Sektion Bildende Kunst im Oktober 1956 zu lesen. Sehr wahrscheinlich erwirkte die Tatsache, dass der Kollwitz-Freund Otto Nagel ab 1956 Akademie-Präsident war, die endgültige Entscheidung für die jährliche Vergabe des Preises mit der Namensgeberin Käthe Kollwitz. Diese in den frühen Jahren der DDR initiierte, nachhaltige Würdigung des politischen Engagements von Käthe Kollwitz hat sich auch durch die unruhige Zeit der Wende und Vereinigung der beiden Akademien in Ost- und West-Berlin bis heute erhalten.
Die erste Preisverleihung fand am 26. März 1960 anlässlich des 10. Jahrestages der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin im Namen der „Förderung einer volksverbundenen realistischen bildenden Kunst“ im Plenarsaal der Akademie am Robert-Koch-Platz statt. Der Preis ging an Karl Erich Müller, einen Grafiker aus Halle, u. a. für seinen „aktiven Beitrag zu unserem Kampf um den realen Humanismus und unserer progressiven Kunst“.
Da es sich beim Käthe-Kollwitz-Preis um ein politisches Statement und eine staatliche Auszeichnung der Akademie handelte, persönlich genehmigt vom Ministerpräsidenten, unterlag diese auch den gesetzlichen Bestimmungen der DDR. Eine kritische Auswertung der Vergabepolitik des Preises und der damaligen Auffassung der Sektion, sich als „künstlerisches Gewissen“ zu verstehen, „als Regulativ am staatlich gelenkten Kunstleben, ohne ihre Möglichkeiten aufs Spiel setzen zu wollen“, steht in der Forschung bis heute noch aus. Die Akademie wird sich diesem Thema in den kommenden Jahren widmen.
Neben der Ehrung der Preisträgerinnen und Preisträger war die Auszeichnung immer auch als eine „Verbeugung vor Persönlichkeit und Werk“ der Kollwitz gedacht. Die Tradition sah vor, dass der Vorjahrespreisträger die Laudatio für den aktuellen Preisträger hielt. So hat sich über die Jahre ein „Preis von Künstlern für Künstler“ etabliert, seit 1993 wird die jährlich wechselnde und unabhängige Jury durch Mitglieder der Sektion Bildende Kunst gebildet. Im Januar 2020 wurde der Konzeptkünstler Timm Ulrichs mit dem Preis ausgezeichnet.
Die anlässlich des 60-jährigen Bestehens online gestellte Übersicht präsentiert nun zu allen 59 Preisträgerinnen und Preisträgern Portraitfotografien, Biografien, Kurztexte zum Werk sowie die noch in Einarbeitung befindlichen Werk- und/oder Veranstaltungsfotografien. Darüber hinaus sind auf den Seiten zum Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie auch die Laudationes, Jury-Begründungen und Danksagungen als Text- und teilweise auch als Audiomaterial zu finden. Zudem findet man Angaben zu den persönlichen Homepages, Projekt- und Archivseiten der einzelnen Künstlerinnen und Künstler sowie zur Mitgliederdatenbank der Akademie. Eine weitere Seite zur Person von Käthe Kollwitz und ihrem Wirken an der Akademie sowie Links zu Sammlungen weltweit und eine Zusammenfassung der Geschichte um die Gründung des Preises runden das neue Online-Angebot ab.