Brecht-Haus-Lecture: ‚Über-Reste‘ von Brechts Theater und seine Erneuerung in einer anderen Kultur
Brechts Theater in anderen Kulturräumen bedarf neuer Impulse. In Japan z. B., wo die Aufführung von Brechts Stücken eine eigene Geschichte hat, beobachtet man seit einem Jahrzehnt immer wieder konventionelle Inszenierungen, die seine Dramen auf einen Aspekt einer gesellschaftlichen Situation anwenden und so eine andere Variante der Welt mit seinen Augen darstellen. Solche gegenwärtigen Versuche stellen eher eine Selbstbestätigung der je eigenen Theaterarbeit unter Beweis, die weit entfernt ist von den künstlerischen Herausforderungen, denen eine Theaterproduktion Brechts sich stellen müsste. Um diese stagnierende Situation zu durchbrechen, kann ein radikaler Umweg über Brecht produktiv sein, der nicht sofort einen direkten Bezug zu ihm sucht, sondern gerade in einem Abstand von ihm etwas Brechtsches in den Aktivitäten eines anderen Künstlers oder einer anderen Künstlerin sucht. Diese post-brechtianische Variante könnte auch zu einer Erneuerung Brechts in der anderen Kultur beitragen. Der Vortrag untersucht diese Möglichkeit anhand einiger Theaterepisoden und Filmproduktionen aus Japan, die scheinbar sehr weit weg von Brecht, ihm genauer betrachtet aber sehr nah sind.