Kunst und Leben. Georg Kaiser – Dramatiker der Moderne
„Das Drama schreiben: ist einen Gedanke zu Ende denken." Georg Kaiser, einer der vielseitigsten und bedeutendsten expressionistischen Dramatiker, hat mit seinen Stücken, ja Visionen, die noch heute frappierende Aktualität besitzen, Gedanken und Bilder der Moderne vorweggenommen.
Als Georg Kaiser am 27. Oktober 1926 zum Mitglied der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste gewählt wurde, war er 48 Jahre alt und einer der meistgespielten Dramatiker auf deutschsprachigen Bühnen. Seinen künstlerischen Durchbruch erzielte er 1917 mit der Uraufführung des expressionistischen Stückes „Die Bürger von Calais". Weitere große Erfolge schlossen sich mit der „Gas"-Trilogie und den noch heute inszenierten Stationendramen „Von morgens bis mitternachts" und „Nebeneinander" an. In seinen Werken traf er einen Nerv der Zeit. Sprachlich zugespitzt und brillant konstruiert, transportierten sie auf der Bühne sozial- und gesellschaftskritische Wahrheiten. Zeitlos aktuell fragte der Autor nach der Macht des Geldes, nahm die globalen Folgen entfesselter Technik künstlerisch vorweg und bediente sich neuer ästhetischer Formen, schrieb Revuen wie die zauberhafte Verwechslungskomödie „Zwei Krawatten", die mit der unvergesslichen Musik von Mischa Spoliansky auch heute noch das Publikum begeistert.
Georg Kaiser wurde am 25. November 1878 in Magdeburg geboren. Nach unruhigen Jahren und der Verbüßung einer Haftstrafe wegen Unterschlagung ließ er sich 1921 in Grünheide nahe Berlin nieder. Im Mai 1933 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen, wurden seine Werke nicht mehr aufgeführt. Er zog sich zurück und emigrierte 1938 in die Schweiz, wo er auf die Unterstützung von Freunden und Mäzenen angewiesen war. Die Rückkehr nach Deutschland war ihm nicht vergönnt, er starb am 4. Juni 1945 in Ascona.
Aus seinem literarischen Nachlass in der Akademie der Künste und weiteren Archiv-Beständen wurden Fotos, Manuskripte, Briefe und Bühnenblätter, darunter selten gezeigtes Material, zu einer Künstlerbiografie des 20. Jahrhunderts arrangiert.