3.11.2017, 10 Uhr
Theaterpraxis und Inszenierungsdokumentation – Arila Siegert, Ulrich Khuon und Achim Freyer im Interview
© Akademie der Künste, Berlin, 2017
© Akademie der Künste, Berlin, 2017
© Akademie der Künste, Berlin, 2017
Wozu Inszenierungsdokumentation? Wie kann ein so vergängliches Kunstwerk wie eine Theateraufführung für die Nachwelt festgehalten werden? Angeregt durch die Theaterarbeit von Bertolt Brecht und Walter Felsenstein haben Mitglieder der Akademie (Ost) vor 50 Jahren die Herstellung von Inszenierungsdokumentationen initiiert, um künstlerische Erfahrungen und Ergebnisse ihrer Arbeit auszutauschen. Inzwischen liegen in der „Sammlung Inszenierungsdokumentationen“ mehr als 1.000 Dokumentationen zu Inszenierungen des Schauspiel- und Musiktheaters vor, die einen Einblick in die Arbeitsweise von 350 Regisseuren an 120 Theatern im deutschsprachigen Raum ermöglichen.
Das Deutsche Theater Berlin unterstützt seit einem halben Jahrhundert die Herstellung von Dokumentationen – mittlerweile sind es 110 –, angefangen bei Inszenierungen von Regisseuren wie Wolfgang Heinz Benno Besson und Adolf Dresen, über Alexander Lang und Friedo Solter bis hin zu Frank Castorf, Heiner Müller, Jürgen Gosch und Dimiter Gotscheff. In einem Kamera-Interview äußert sich der Intendant des Deutschen Theaters Ulrich Khuon über den Nutzen von Inszenierungsdokumentationen aus der Perspektive eines Theaterleiters: „Theater befindet sich in einem Strom von Geschichte“, sagt er, und findet es besonders wichtig, dass die Arbeit an den Inszenierungen dokumentiert wird, weil sich darin Zeitgeschichte manifestiert, in extremen Fällen Ereignisse wie 9/11 und der Mauerfall 1989. Einzelne Regiearbeiten können so in einen Traditionszusammenhang einer über 100jährigen Geschichte eines Theaters gestellt werden. Publizierte Dokumentationen sieht er als eine Möglichkeit, dass Zuschauer ihr Wissen über Theater vertiefen können, wie zum Beispiel durch das Buch Regie: Heiner Müller zu den drei Inszenierungen Der Lohndrücker (1988), Hamlet/Maschine (1990) und Mauser (1991).
Die Tänzerin, Choreografin und Opernregisseurin Arila Siegert misst den Inszenierungsdokumentationen – ganz im Sinne der Pioniere dieser Arbeit – für ihr eigenes Schaffen eine große Bedeutung bei. Schon vor der Archivübernahme wurde im Archiv Darstellende Kunst damit begonnen, ihre Inszenierungen zu dokumentieren. Damit ermöglicht das Archiv der Akademie der Künste einen differenzierten Einblick in die Arbeitsbiografie und die künstlerischen Schaffensprozesse von Arila Siegert, die auch in der Akademiepublikation Arila Siegert. Tänzerin Choreografin Regisseurin dargestellt sind. In dem Kamera-Interview spricht die Regisseurin über ihre Erfahrungen, wenn ihr bei der Arbeit „über die Schulter“ geschaut wird, und sie beschreibt, wie wichtig es für sie ist, sich mit der Arbeit anderer Künstlerinnen und Künstler in Materialien aus Archiven und Dokumentationen auseinanderzusetzen.
Symposium Die Zukunft der Theaterdokumentation
Text: Konstanze Mach-Meyerhofer