Botero – born in Medellin
Dokumentarfilm von Peter Schamoni
Regie/Buch: Peter Schamoni, mit: Fernando Botero.
Sprecher: Mario Adorf, Kamera: Ernst und Konrad Hirsch, Schnitt: Carsten Dillhöfer/Sabine Rottmann, D 2008, 90 Minuten
„Kolumbien ist das Zentrum meines Lebens. Die Idee von Familie und Freundschaft ist für Menschen in Lateinamerika die Basis für ihr Glücklichsein. Sagen wir, sie haben diese Wärme, die so wichtig ist.“
(Botero)
Mit seinen farbenfrohen und einprägsam üppigen Bildern, Skulpturen und Zeichnungen ist Fernando Botero einer der populärsten Künstler der Gegenwart. Mit seinem figürlichen Stil hatte es der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Künstler zunächst nicht leicht, sich in der Zeit der „Diktatur des Abstrakten“ (Botero) zu behaupten. Sein opulentes Werk kommentiert europäische Kunsttraditionen und ist von der christlichen Ikonografie und dem einfachen Leben Kolumbiens inspiriert. Nicht erst seit seinem Bilderzyklus zu den Folterszenen von Abu Ghraib wird es auch kritisch diskutiert. Zum 75. Geburtstag des Künstlers erzählt der Filmregisseur Peter Schamoni, der Botero seit 40 Jahren kennt, dessen Erfolgsgeschichte und zeigt den „Anarchisten der Proportionen“ jenseits des Klischees des Naiven, einen modernen Malerfürsten, Kosmopoliten und Mäzen, der Kritik an den politischen Verhältnissen übt.
Anschließend Podiumsgespräch „Monumentalität und Sinnlichkeit – Wie portraitiert man Fernando Botero?“ mit Peter Schamoni, Wibke von Bonin, Klaus Staeck. Moderation: Claudia Lenssen
Eintritt € 6,-/4,-
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Peter Schamoni
„Wir jungen Film- und Theaterleute waren Ende der 60er von den dicken, manchmal irritierend schielenden Figuren Boteros begeistert. Sie stemmten sich lustvoll einem steril abstrakten, globalen Kultur-Imperialismus entgegen. Wir spürten, dass hier ein junger Künstler aus der kolumbianischen Provinz seine Identität verteidigte.“
(Peter Schamoni, SZ, 27.6.2008)
Vielfach ausgezeichneter Dokumentar- und Spielfilmregisseur, in den 60er Jahren Vertreter des „Neuen deutschen Films“, Mitunterzeichner des Oberhausener Manifestes (1962). Filme u. a. „Schonzeit für Füchse“ 1965, „Hundertwassers Regentag“ (1973, Oscar-Nominierung), „Frühlingssinfonie“ (1983), „Niki de Saint Phalle“ (1994), „Majestät brauchen Sonne“ (1999).
„Schamonis lebenslange leidenschaftliche Hinwendung zu kreativen Künstlern und seine professionelle Affinität zu deren Kunst erlauben ihm tiefere Einblicke auch in menschliche Tiefenschichten der Maler, Komponisten oder Schriftsteller, die einem breiten Publikum zu vermitteln er zur Meisterschaft entwickelt hat. In diesen Kontext gehören auch Peter Schamonis dokumentarfilmähnliche Produktionen über Caspar David Friedrich, Friedensreich Hundertwasser, Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely oder Dorothea Tanning.“
(Hilmar Hoffman)
Wibke von Bonin
Freie Kunstjournalistin, ehemals Redakteurin für Sendungen zur Kunst im WDR. 1965 Promotion und wissenschaftliche Assistenz an der Kunsthalle Baden-Baden. 1966 Wechsel zum WDR. Von 1966 bis 1996 war Wibke von Bonin Redakteurin für bildende Kunst beim WDR, wo sie jährlich für ca. 50 Sendungen verantwortlich war. Ihre Schwerpunkte waren die zeitgenössische Kunst, Avantgarde und neue Medien. Sie veröffentlichte Porträts vieler Künstler aus Deutschland und dem Ausland und erhielt mehrere deutsche und internationale Auszeichnungen, darunter 1986 die Goldene Kamera für die Sendereihe „1000 Meisterwerke“. Wibke von Bonin entdeckte in den frühen 60er Jahren das Werk Boteros und war entscheidend daran beteiligt, ihm öffentliche Anerkennung zu verschaffen.
Klaus Staeck
Grafiker, Fotomonteur und Verleger; Präsident der Akademie der Künste
Claudia Lenssen
Publizistin. studierte Germanistik, Publizistik, Theater- und Filmwissenschaft in Köln und Berlin, schreibt in taz, ZEIT, Tip, Freitag, epd-Film, arbeitet für DeutschlandRadio, RBB u. a., Bücher unter anderen zum Wandel von Frauenbildern im Film, zu Leni Riefenstahl und der Tschechow-Familie.