Lígia Chiappini/Teresa Bueno: »›Concretismo‹ und ›Neoconcretismo‹ – poetischer Raum in Bewegung« Programm zur Ausstellung "Das Verlangen nach Form"

Vortrag

„Das Bild fängt an, wenn der Betrachter kommt.“ In Brasilien theoretisieren Maler und Dichter über die Funktion von Raum und Zeit in der Malerei und Poesie. Die „Concretos“ aus São Paulo kommen zu dem Schluss, dass ihre Dichtung „verbivocovisual“ sein solle. Es wird mit Wörtern und Bildern experimentiert. Diese sind nicht mehr an Seiten und Leinwände gebunden. Die Raumkompositionen ersetzen die Verse in den Gedichten, die Bilder springen aus den Wänden. Die Klänge werden zu Musik, manchmal sogar zu Schallplatten. Einige Dichter treiben dieses Spiel so weit, dass die Wörter ganz verschwinden. Die Grenzen zwischen einer Kunst des Raumes und einer Kunst der Zeit, wie Lessing sie aufgestellt hat, werden aufgebrochen. Die so entstandene Poesie ohne Wörter führt zu einer großen Polemik. Darüber hinaus werden Leser und Betrachter zur aktiven Teilnahme eingeladen. Poesie und Kunst werden zur (neo)konkreten Performance.

Lígia Chiappini ist Professorin für Lateinamerikanistik/Brasilianistik am Lateinamerika-Institut der FU Berlin und hat zahlreiche Publikationen verfasst. 

Teresa Bueno studierte in São Paulo Bildende Kunst und arbeitete in verschiedenen Museen der Stadt, darunter dem MASP, der Pinacoteca und auf der Bienale als Kunstvermittlerin und Museumsassistentin. Zurzeit promoviert sie am Lateinamerika-Institut der FU Berlin über die Entwicklung der konkreten Poesie zur Performance in einem transmedialen und interdisziplinären Kontext.

Donnerstag, 21.10.2010

19 Uhr

Forschungszentrum Brasilien im Lateinamerika Institut, Freie Universität Berlin, Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin (www.lai.fu-berlin.de/brasil)
Eintritt frei
www.adk.de/brasilien