Finissage-Programm: "Kontrolle und Zufall - Iannis Xenakis: Komponist, Architekt, Visionär"

Mit einem reichen Programm schließt die Ausstellung "Kontrolle und Zufall", die zusammen mit der Schau "Ein Raum für John Cage" (die ebenfalls am 27. November endet) und zahlreichen Veranstaltungen seit September den ersten Block des Cage-Jahres in der Akademie bildeten. Ab Januar 2012 wird "A Year from Monday. 365 Tage Cage" fortgesetzt.

15 Uhr, Clubraum
Morphologien. Die Architekturen von Iannis Xenakis
Vortrag von Elizabeth Sikiardis
(TU Berlin, Gründerin von Hybrid Space Lab, Arbeit im Architekturbüro Behnisch & Partner in Stuttgart)

Xenakis architektonische Arbeiten sind eng mit seiner musikalischen Forschung und seinen Lichtinszenierungen verbunden und bilden somit einen wichtigen integralen Bestandteil seiner gesamten künstlerischen Produktion. Mit seinem ganzheitlichen Zugang zur Form – die er in unterschiedlichen Medien und Dimensionen, in Klang, Licht, Zeit und Raum materialisierte – plädiert Xenakis für die Entwicklung der neuen Disziplin einer »Morphologie Générale«.

Elizabeth Sikiardis Studie zur architektonischen Arbeit von Iannis Xenakis basiert auf Interviews mit Xenakis und auf Archivarbeit, u.a. im persönlichen Archiv von Xenakis in Paris


16 Uhr, Clubraum
Alles unter Kontrolle
Vortrag von Viola Vahrson (Universität Hildesheim)

Wie viel Kontrolle braucht die Kunst, wie viel Zufall die Wissenschaft, um interessant, relevant, aber auch widerständig zu sein? Unter welchen Umständen können durch das Zusammenwirken von Kunst und Wissenschaft richtungsweisende Strömungen entstehen und neue Ergebnisse erzielt werden? Zielt die Verflechtung von Kunst und Wissenschaft auf die Generierung eines
kontrollierten Zufalls oder versucht man vergeblich die Unberechenbarkeit und Flüchtigkeit des Kairos zu bändigen? Anhand einiger Beispiele aus der Praxis soll diesen Fragen nachgespürt werden.


18 Uhr, Studio
Performance Lectures: DESTROY! BUILD!! DESTROY!!!
Experimentelle Podiumsdiskussion zur Generativität zerstörerischen Zufalls. Eine Limitinage des Komponisten Ketan Bhatti, eingeladen von Holger Schulze

Mit den Musikern Simon Stockhausen (electr), Milian Vogel (Bcl), Augustin Maurs (VC), Nikolas Tillmann (Git) und den Wissenschaftlern Doris Kolesch, Thomas Düllo und Günter Küppers
Bühne: Aron Kitzig, Sound: Patrick Muller

Aleatorik und Chance Operations, Décollage und Dekomposition werden im historischen Rückblick domestiziert, ein Museumsfall im leider schlechten Sinne. Zu ihrer Zeit bedeuteten künstlerische Praktiken der Aleatorik aber eine mutige und umkämpfte Zerstörung bestehender Einkapselungen: eine Suche nach Befreiung. Zwischen Klang und Argument wird den Fragen nachgegangen, was Zufall heute bedeutet und welche medial-kulturellen Formen heute ihrer Legitimität zu entheben wären. Was gilt es 2011 durch Zufall zu zerstören - und politisch wirksam neu zu ordnen?
Die erste Limitinage fand am 23. Juni 2011 im HAU 3 statt:
http://vimeo.com/28347404

Gefördert durch die Einstein Stiftung Berlin

20.30 Uhr, Studio 
Iannis Xenakis: La Légende d’Eer
Elektroakustische Komposition für 8-Spur-Tonband, 1977
Klangregie: Daniel Teige (Centre Iannis Xenakis Rouen / Berlin)
Konzert des Berliner Künstlerprogramms / DAAD in Koproduktion mit der Akademie der Künste

Als Beispiel für die Verbindung von Musik und Architektur wird Xenakis’ Stück "La Légende d’Eer" aufgeführt, das er zur Eröffnung des Centre Georges Pompidou in Paris komponierte. Anlässlich der Bundesgartenschau in Bonn (1979) war das Stück erneut in der roten Zeltarchitektur zu erleben.