Schwedens Kinder von Jordbro "Allen geht’s gut"
Als Erstklässler wollten die „Kinder von Jordbro“ später einmal Waisenkinder aus Vietnam adoptieren, inzwischen haben die meisten von ihnen längst eigene Kinder. Im Jahre 1972, bei ihrer Einschulung in der Stockholmer Trabantenstadt Jordbro, hat der Regisseur Rainer Hartleb sie zum ersten Mal gefilmt – und dann immer wieder, bis ins Jahr 2006. Geduldig hat er ihnen zugehört, dabei erstaunliche Reflexionen seiner Filmpartner hervorgerufen und Gesichter auf die Leinwand gebracht, in denen das Leben seine Spuren hinterlassen hat. Zugleich ist ihm damit ein beeindruckendes Detailporträt der schwedischen Gesellschaft gelungen, vor allem aber ein Filmprojekt, das auf andere Weise als „Die Kinder von Golzow“ von Barbara und Winfried Junge, die diese Veranstaltung initiierten, von den Weichenstellungen des Lebens erzählt, bei denen die Zeit das Drehbuch schrieb.
„Berättä“, das schwedische Wort für „erzähl mal“, ist nach Meinung des Filmemachers die Zauberformel für die unwiderstehliche Faszination seiner Jordbro-Serie, deren letzter Teil „Allen geht’s gut“ ist: „Es muss einfach nur jemand kommen und ernsthaft interessiert sein.“ Dann geschieht das, was die große schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter“ prägnant auf den Punkt bringt: „Nach zweieinhalb Stunden will man eins: mehr.“
Rainer Hartleb, Jahrgang 1944, lebt seit 1952 in Schweden und macht seit 1968 Filme. Neben seinem Langzeitprojekt über „Die Kinder von Jordbro“ entstanden zahlreiche Dokumentarfilme über schwedisches Alltagsleben sowie zwei Spielfilme für Kinder.
Begrüßung: Marika Lagercrantz (Botschaftsrätin für Kulturelle Fragen an der Schwedischen Botschaft, Regisseurin/Schauspielerin)
Nach dem Film Ulrike Schulz (Programmleiterin, Nordischer Filmclub) im Gespräch mit Rainer Hartleb.