Innen und Außen. Arbeiten von Rolf Szymanski
Die Akademie der Künste ehrt Rolf Szymanski in diesem Jahr mit zwei Einzelausstellungen: Das Kurt Tucholsky Literaturmuseum im Schloss Rheinsberg zeigt ab dem 26. Oktober Skizzenbücher, Zeichnungen, Druckgrafiken und Kleinplastiken des Berliner Bildhauers. Und eine kleine Auswahl seiner lebensgroßen und kleinen Plastiken aus fünf Jahrzehnten ist noch bis zum 3. November in den Höfen und im Glasgang des Akademie-Gebäudes am Hanseatenweg zu sehen. Von 1974 bis 1983 und von 1986 bis 1997 war Rolf Szymanski Direktor der Sektion Bildende Kunst sowie Akademie-Vizepräsident (1983–1986) an der Seite von Günter Grass.
Zur Ausstellungseröffnung in Rheinsberg begrüßen Peter Böthig, Leiter des Kurt Tucholsky Literaturmuseums Schloss Rheinsberg, und Wulf Herzogenrath, Direktor der Sektion Bildende Kunst das Akademie der Künste. Dieter Goltzsche, Mitglied der Akademie der Künste, liest Uwe Johnson "Erinnerungen an Titus" (Karin Kiwus ist leider erkrankt).
Die Ausstellung in Rheinsberg wurde realisiert als Kooperation der Akademie der Künste, Berlin und des Kurt Tucholsky Literaturmuseum Schloss Rheinsberg.
Zum Werk
Rolf Szymanski bewegt sich in seinem plastischen Arbeiten zwischen organischen Wachstumsprozessen und Verfahren traditioneller Bronzeplastik. In dieser Symbiose von naturhaft-ganzheitlich wachsenden figürlichen Organismen, die nach mehrmaliger Überarbeitung, Zerstörung und Erneuerung schließlich in Bronze oder Eisen gegossen werden, liegt das Leibhaftige seiner Figuren verborgen. Diese räumliche Präsenz erreicht er mit lebendigen Modulationen, Körperdrehungen und -wendungen seiner Figuren, Wölbungen und Vertiefungen, Aufbrüchen und Glättungen der Oberflächen. Dabei entstehen auf natürliche Weise Gegensätze und Widersprüche innerhalb der Plastiken, die sich dem Betrachter offenbaren: Bewegung und Ruhe, Expressives und Verschlossenes. "Mit allergrößter Genauigkeit wird die Ungenauigkeit eingefangen. Dasselbe gilt in der Umkehrung: Die umfassende Ungenauigkeit gewährleistet die Ganzheitlichkeit des Sehens, das in der Genauigkeit der summarischen Gestaltung jedes behutsame Detail herauszubilden vermag." (Jörn Merkert)
Begleitend zu dem umfassenden plastischen Schaffen des Künstlers entsteht ein beachtliches zeichnerisches und druckgrafisches Werk, das sich durch vielfältige Techniken auszeichnet. Die Arbeiten auf Papier dienen Szymanski als Ideenskizzen, er selbst nennt sie "Gedankenkonserven". Sie stehen in engem Zusammenhang zu seinen Plastiken, wie beispielsweise das Konvolut von Federzeichnungen Eng sind die Schiffe (1975). Es finden sich aber auch autonome Zeichnungen, die eigenständig neben seinem bildhauerischen Werk bestehen.
Zum Künstler
Rolf Szymanski, 1928 in Leipzig geboren, studierte Anfang der 1950er Jahre an der Berliner Hochschule für bildende Künste bei Bernhard Heiliger, Richard Scheibe und Paul Dierkes. Durch seine Freundschaften zu zahlreichen Künstlern, Schriftstellern und Sammlern – sie nennen ihn "Titus" – ist er bis heute sehr mit der Stadt Berlin verbunden, nicht zuletzt aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit als Direktor der Sektion Bildende Kunst (1974 – 1983 und 1986 – 1997) und als Vizepräsident der Akademie der Künste (1983 – 1986) an der Seite von Günter Grass.
Abbildungen
"Figuren und eingeschlagenes Segel", 1975
aus dem Zyklus "Eng sind die Schiffe"
Feder und Kugelschreiber auf Papier
23,5 x 14,5 cm
Foto Szymanski Archiv Brusberg, Berlin
© VG Bild-Kunst, Bonn 2013
"Kurz vor den Trümmern noch gemacht", 1984
Asphalt, Bleistift, Farbstift, Gouache, auf Aquatinta
27,8 x 18,6 cm
Foto Szymanski Archiv Brusberg, Berlin
© VG Bild-Kunst, Bonn 2013
"Anabase", 1985
Gouache, Bleistift, Farbstift, Transparentpapier eingeklebt
39 x 28 cm
Foto Szymanski Archiv Brusberg, Berlin
© VG Bild-Kunst, Bonn 2013