Imre Kertész und die europäische Literatur der Gegenwart
Die Nachricht vom Nobelpreis 2002 erreichte Imre Kertész im Wissenschaftskolleg zu Berlin: eine „Glückskatastrophe“. Er arbeitete zu dem Zeitpunkt an dem Roman Liquidation, der die veränderten Koordinaten nach der Wende reflektiert: die Frage der Erzählbarkeit von Geschichte, die Gedächtnisarbeit am Nachlass. Sein eigenes Archiv übergab Imre Kertész zu Lebzeiten der Akademie der Künste, deren Mitglied er war.
Im Roman eines Schicksallosen, im Kaddisch für ein nicht geborenes Kind und in Fiasko fragt Kertész insistierend nach der Darstellbarkeit der Erfahrung von Auschwitz. Die komplexe Überlieferung im Archiv reicht von der frühen Presse- und Theaterzeit über das Galeerentagebuch bis zu den späten Essays und Reden.
Das literarische Werk, in Auseinandersetzung mit Nietzsche und Kafka, Sartre und Adorno entstanden und in der Zeit des Kalten Krieges nur begrenzt wahrgenommen, gelangte nach 1989 international zur Geltung. Über das Vermächtnis von Imre Kertész im europäischen Horizont spricht Wolf Lepenies mit László Földényi, Ina Hartwig und Lothar Müller. Katalin Madácsi-Laube gibt Einblicke in das Imre-Kertész-Archiv.
Begrüßung: Barbara Stollberg-Rilinger, Werner Heegewaldt
Teilnahme nach Anmeldung: rsvp@wiko-berlin.de
Mit Unterstützung der S. Fischer-Stiftung