School of Resistance Die letzten Tage der Ceausescus
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Die Bilder der Aburteilung und Hinrichtung des Ehepaars Ceausescu am ersten Weihnachtstag 1989 haben sich als Ereignis der Weltgeschichte ins kollektive Unbewusste mehrerer Generationen von Fernsehzuschauer*innen eingebrannt. Im Winter 2009/2010 brachte das IIPM dieses Urereignis der Wende mit 16 Schauspieler*innen in rumänischer Sprache auf zahlreiche Bühnen Rumäniens, Deutschlands und der Schweiz. Auf Grundlage von authentischen Videodokumenten und Zeugenberichten wurde der letzte und berühmteste Schauprozess der europäischen Geschichte in originalgetreu nachgebauten Kulissen re-inszeniert. Das Projekt hatte einen Prozess des letzten lebenden Sohnes des Diktatorenpaars gegen das Institut zur Folge. Eine breite Diskussion über die Freiheit der Kunst und den Umgang mit Geschichte nahm ihren Anfang, die bis heute an Intensität nicht abgenommen hat. Aufgrund des Prozesses – und trotz seiner Nominierung u. a. für den Prix de Soleure - wurde der damals entstandene Film bisher nur selten öffentlich zugänglich gemacht.
Das Panel im Anschluss an die Filmvorführung diskutierte Möglichkeiten der Rekonstruktion und Repräsentation von Vergangenheit ebenso wie künstlerischer Interventionen in der Gegenwart. Gemeinsam mit Eyal Weizmann (Forensic Architecture), Andrei Ujică (Regisseur Videogramme einer Revolution), Milo Rau (Regisseur Die letzten Tage der Ceausescus) und Akademiemitglied Matthias Lilienthal (Dramaturg und Kurator) hinterfragte Martin Valdés-Stauber die Strategie des Re-enactments als Mittel der Vergangenheits- und Gegenwartsbewältigung.